rat race
An den meisten Tagen dieser Rotation merke ich meine Erschöpfung erst daran, dass es mich fast aus der Bahn wirft, wenn mir nach 13h Intensivstation auf dem Heimweg ein Autofahrer mit Lichthupe und wildem Gestikulieren hinterherschimpft.
Dann stelle ich plötzlich wieder einmal fest, dass ich mich seit 7 Uhr im Ausnahmezustand befunden habe. Versucht habe, so gut es ging zu triagieren, 24 Patienten gleichzeitig im Blick zu haben, Angehörigen gerecht zu werden, kleinere und größere Nachlässigkeiten auszubügeln, Kollegen zu unterstützen und informieren, Notfälle zu beherrschen und darüber die Routineaufgaben nicht der nächsten Schicht liegen zu lassen. Manchmal gibt es einen Kick von der Art, eigentlich Unmögliches möglich gemacht zu haben. Diese Höhenflüge sind meist selbstlimitierend. Denn wo alles auf Kante genäht ist, reissen manche Ecken unweigerlich aus. Dann ist es gut, sagen zu können: Zu wissen, ich bin meinen Patienten gerecht geworden, gibt mir Befriedigung. Nicht, dass ich heute wieder 7 Betten geschaffen habe und der Oberarzt mich lobt.
Und wenn man den ganzen Tag versucht, so vielen verschiedenen Ansprüchen gerecht zu werden, und abends der rechts hinter mir nicht sieht, dass ich zum Spurwechsel blinke, und mich beschimpft, dann hab ich manchmal keinen Bock mehr.