Kann ich das schriftlich haben?!?
Also, hatte ja per email an den leitenden Oberarzt eine Art Vorstellungsgespräch ergattert. Und so ist es dann gelaufen:
Letzten Mittwoch gegen 9.30h ("Kommense vorbei, wir werden schon Zeit für Sie finden") hab ich mich auf dem Chefsekretariat gemeldet, um mit dem leitenden Oberarzt zu sprechen. Die Sekretärinnen haben ein bißchen versucht, mich abzuwimmeln ("Der Professor L. ist aber grade im OP und Stellen haben wir sowieso gar keine"), aber nach kurzer Wartezeit hat er mich dann in sein Büro gebeten, und was folgte war eigentlich schon ein richtiges Bewerbungsgespräch. Zuerst hat er einen Schrank aufgemacht, um meine Unterlagen heraus zu suchen -aus einem ca. 50 cm hohen Stapel von Bewerbungen! Der Mut sank...
Aber das Gespräch war zusammengefasst kurz und angenehm. Der Herr Prof. L. verkörpert nämlich den spritzig-witzigen Chirurgen-Typus, und auch das äußerliche Erscheinungsbild verleugnet nicht den Beruf: Groß, sportlich, die altbekannten Birkenstock-Clogs in weiß, dazu stilecht und kochfest die weißen Arztsocken unter der ebenfalls weißen und kochfesten Krankenhaus-Hochwasser-Hose (seit der Assistentenzeit in derselben Größe bei der Wäscherei geordert, auch wenn die körpernahe Passform heute etwas strammer sitzt...). Ach ja, da fehlte noch was: Und ein Polohemd! Haaach, es kam mir einfach so bekannt vor, fühlte mich gleich wohl.
Er hat mich zunächst mal gefragt, warum ich nicht in (hier einsetzen: Stadt, in der ich studiert habe mit bekannter chirurgischer Abteilung) bleibe? Ich habe erklärt, dass bei uns der Schwerpunkt eher auf der Krebschirurgie liegt, mich aber mehr die TRANSPLANTATIONSCHIRURGIE interessiert, in diesem Bereich habe ich auch meine Doktorarbeit gemacht und daher gefalle mir das Forschungsprofil an seiner Klinik besser. Forschungsprofil, das Wort hat ihn herausgefordert, da hat er gefragt "So, was forschen wir denn hier so??" Zum Glück hatte ich mich natürlich schlau gemacht vorher und so hab ihm zwei Forschungsgruppen aufgezählt, die mich interessieren würden. Dann kam die Frage "Und Sie wollen Chirurgin werden? In diesem Fach ist die Arbeitsbelastung ja sehr groß. Haben Sie sich das gut überlegt?" Aber klar, hab ich! Ich habe schließlich nur chirurgische Famulaturen gemacht (= Pflichtpraktika, bei denen man sich das Fach frei wählen kann), war in Amerika und London für mein Praktisches Jahr, und schließlich, hab ich meinen letzten Trumpf eingeleitet, hätte ich ja seit meiner Geburt gesehen, wie der Alltag aussieht, da mein Vater selber Chirurg ist. Das schien ihn zufrieden zu stellen, und danach hat er unaufgefordert über die Frauenfreundlichkeit der Abteilung erzählt.
Dann das nächste Klischee: Sein Telefon klingelt, er: "Habt ihrs schon draußen? Alles? OK, ich komme", legt auf und meint: "Ich muss wieder in den OP". So kennt man das.
Er hat mir dann noch erklärt, dass zur Zeit ein Stellenstopp herrscht und dafür gesorgt, dass ich am nächsten Tag den Chef sprechen konnte. Sein Abschlusssatz war: "Initiativvorstellungen sind manchmal gar nicht schlecht. Hab ich auch mal gemacht vor 20 Jahren und bin immer noch hier...!"
Am Tag danach, nach etwas längerer Wartezeit von 1 3/4 h, habe ich mich dann dem Chefarzt vorgestellt. Der war so ganz der Typ netter ehrwürdiger älterer Chef, das Gespräch war ebenfalls sehr angenehm, eingeleitet vo Prof. N. mit der Aussage: "Der Prof. L. hat Sie gestern ja schon quasi eingestellt" - Was hatte das zu bedeuten? Ich dachte, es gäbe einen Stellenstopp? Oder war das nur ein Scherz? Ein Mißverständnis? Ich war verwirrt. Weiter gings mit weitgehend den selben Fragen wie am Tag zuvor. Warum bleiben Sie nicht in (hier einsetzen: Stadt, in der ich studiert habe mit bekannter chirurgischer Abteilung)? Warum zu uns? Kennen Sie die Arbeitsbelastung, sind Sie bereit, die zu ertragen? Was können Sie manuell schon? Was haben Sie in der Doktorarbeit gemacht? Dabei waren aber alle diese Fragen in ein nettes Gespräch eingebaut. Dann kam wieder die Erklärung, bei Frauen seien sie in dieser Abteilung "nicht zimperlich", die würden durchaus gerne eingestellt.
Schließlich eine Frage, die mich etwas aus der Bahn geworfen hat: "Was hat denn der Prof. L. gestern gesagt, ab wann können wir Sie einstellen?" War das ein mündliches Angebot?? Ich hab darauf gesagt, dass er von einem Stellenstopp gesprochen hätte, aber der Chef meinte dann, dass vor Ende des Jahres sicher eine Stelle drin wäre. ??? . Bin dann ganz perplex aus dem Büro gegangen, auch heute weiß ich nicht, was ich darüber denken soll. Es klang alles sehr sehr gut, aber kann ich mir davon was kaufen? So geht das Warten wieder weiter...