4.9.06

Was bisher geschah...

31.08.06:
Eine Woche nach Abschicken der ersten drei Bewerbungen hab ich heute einen Brief von einer der Kliniken erhalten:
"...danke für Ihre interessante Bewerbung... leider zur Zeit alle Stellen besetzt... würden Ihre Unterlagen gern bis zur Besetzung der nächsten Stelle behalten..."
Hmmm - es ist ja grundsätzlich alles mal besser als eine Absage. Hatte nur gehofft, dass an großen Abteilungen immer irgendeine Stelle mittelfristig zu vergeben wäre. Ich habe außerdem gehört, dass der Chefarzt dort demnächst bald pensioniert wird, vielleicht auch deswegen vorerst keine Einstellungen mehr? Oder ist das eine völlig abwegige Erklärung?? Und wann geht der denn genau?
So vergehen die Tage mit schlechtem Wetter, Warten und Spekulieren. Mein PJ (Praktisches Jahr, das letzte Jahr des Medizinstudiums in Deutschland) war im März zu Ende, so langsam bräuchte ich mal wieder ein bisschen action in meinem Leben. Nur jeden Tag mit Ach und Krach und leider nur halber Motivation ein paar Zeilen der Doktorarbeit hinzuzufügen ist keine ausfüllende Tagesbeschäftigung. Ich hätte mich vielleicht doch früher bewerben sollen... hätte, wäre, wenn, man muss es nehmen, wie es kommt, und vieles ist wohl tatsächlich einfach nur Zufall.


24.08.06:
Nach einem Telefongespräch mit meiner besten Freundin, die sich gerade für Gynäkologie-Stellen bewirbt, und nachdem ähnliche Gedanken schon länger in meinem Kopf gekreist sind, haben sie und ich uns für die Zukunft die Gründung einer Art Deutschen Gesellschaft für Frauen in operativen Fächern vorgenommen (Voreilig, wie meinen?). Ich hatte zwar schon öfter im Internet nach ähnliche Organisationen gesucht, weil ich einfach nicht glauben konnte, dass so etwas wie ein Chirurginnenbund o.ä. nicht schon existiert. Tut es aber für Deutschland nicht.Man kann Einrichtungen wie die Association of Women Surgeons oder Women in Surgical Training von Deutschland aus nur bewundern und ihre Mitglieder beneiden (und natürlich internationales Mitglied werden!).Tja, und da habe ich heute den Begriff "frauen in operativen fächern" gegooglet, und was das Suchmaschinchen ausgespuckt hat, kann pessimistischeren Naturen durchaus als symptomatisch gelten:Es gab einen einzigen Treffer. Rechts stand eine Google-Anzeige, die offenbar anspringt, sobald man "frauen" eingibt:
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www.xxx...

Jetzt zum Treffer: Er verwies auf das online-Forum des Deutschen Ärzteblatts, genauer gesagt auf eine alte Diskussion von 2002, gestartet von einem männlichen Oberarzt in der Chirurgie, der spontan schilderte, dass ihm unter anderem an Frauen in der Chirurgie nicht passt, dass sie ihm vorwerfen, sie dürften bestimmte Sachen bei ihm nicht operieren, bloß weil sie Frauen seien; er redet in seiner unendlichen Unbegabtheit über "Mäuschen" und "Mannsweiber" und schließt mit den Worten

"Wie man es macht, macht man es falsch. Einfacher geht das ohne Frauen in operativen Fächern! "

Der Rest der Diskussion wurde im Stil eines Forums von pubertierenden Bullies geführt, die sich gegenseitig über Tippfehler des anderen mokierten.
Frustration, Desolidarisierung, Feindseligkeit, Unfähigkeit und am schlimmsten Dummheit, soweit man schauen konnte. Nicht vergessen, das sind nicht einfach nur irgendwelche Menschen in Deutschland, was ja schon schlimm genug wäre, nein, das sind die lieben zukünftigen Kollegen oder gar Vorgesetzten!
Manchmal kann man tatsächlich nicht so viel fressen, wie man kotzen möchte.

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