Call me Sebastian Deisler.
Die erwähnte Präsentation für NYC sollte ich gestern zur Probe in unserem Labmeeting halten, und ich übertreibe kein bisschen, wenn ich sage, dass es eine Hinrichtung, oder eher Kamikaze war.
Eine Stunde vorher entdecke ich auf einmal, dass mein Telefon fehlt, befand sich einfach nicht mehr in der angestammten Ladeschale. Das wäre für den Vortrag ja nicht so schlimm, allerdings habe ich direkt danach Nachtdienst und muss definitiv erreichbar sein. Also erste Priorität: Telefon nachforschen. Wird nicht gefunden. Als es schließlich um 18h losgehen soll, schließe ich den beamer an, dabei stellt sich heraus, dass das Verbindungskabel fehlt. Jemand zieht los, einen neuen zu holen, da sind aber schon fast alle da. Solgeich Ungehaltenheit auf Seiten des Masters. Um den neuen beamer anzuschließen, fahre ich meinen Laptop neu hoch - (Trommelwirbellllll) und die Präsentation ist weg! Kurze Asystolie bei mir, schnell renn ich los, um eine Version aus meinem email account zu fischen. Wie sich herausstellt, ist die aber eine viel ältere, als die, die ich eigentlich zeigen wollte. Wenn das ganze ein Film wäre, würde man nun als Stilmittel entweder eine Gebäudesprengung sehen oder meine Steinigung. Den Vortrag, man denkt es sich, konnte ich nicht mehr retten. Nochmal, weil ich vielleicht manchmal zu Übertreibungen neige: es war der Super-GAU!!!
Jetzt sitze ich hier bei schönstem Sonnenschein am Computer, mach die Präsentation neu, mir ist schlecht vor Angst vor dem Auftritt in NYC und ich frage mich ohne Übertreibung, ob ich für das alles gemacht bin. Ich weiß, was mich nicht umbringt, macht mich härter, und letztendlich führen die Widernisse in jedem Film zum Happy End mit einen gestärkten Helden. Aber im Leben ist es ja tatsächlich manchmal anders. Im Leben gibt es ewige Talente, die aus welchen Gründen auch immer nie ihr ihnen zugeschriebenes Potential entfalten, obgleich die einhellige Meinung ist, der/die hats einfach drauf.
Vielleicht liegt es ja zum Teil daran, wenn man sich persönlich verantwortlich fühlt, die gesteckten Erwartungen (wohlgemerkt, der anderen) zu erfüllen. Wenn man, warum auch immer, von klein auf gewohnt ist, als Projektionsfläche der Wünsche seiner Umgebung zu dienen, wie sollte man sich da abgrenzen können gegen die Enttäuschung, die man von seiner Umgebung ja zwangsläufig früher oder später serviert bekommt? Denn keiner macht ja immer alles richtig, und überhaupt wäre die einzige Möglichkeit, in solch einer Konstellation erfolgreich zu sein, immer alles perfekt zu machen. Gerade Teamplayer, die sich durch hervorragende intuitive Zusammenarbeit und Führungseigenschaften auszeichnen, müssten doch zwangsläufig fast angreifbarer durch Druck der Umgebung sein, weil sie mit ihrer Umgebung viel mehr connected sind, als der Durchschnitt.
Ich hoffe, ich kann mich abnabeln und autarker werden, ohne dabei meine Stärken zu opfern. Wenn nicht, werd ich im Leistungssport nie was werden.