2.5.08

c'est une embuscade

Am 13. Mai fliege ich also nach NYC. Und soll am 15. eine "short presentation of about 15 -20 mins on my current research projects" im dortigen Laborseminar halten... seit ich das gehört habe, hab ich Bluthochdruck. Aber nachdem ich heute unterm Mikroskop gesehen habe, dass nach wochenlanger Durststrecke endlich mal wieder Zellen (und sogar die richtigen) in meinen Kulturen wachsen, hat mein wissenschaftliches Selbstvertrauen zumindest mal den Silberstreif am Horizont gesehen. Ich hab mich so über die kleinen Viecher gefreut, dass ich mich zum ersten mal in meinem ganzen Leben wie ein richtiger nerd gefühlt habe. Und es hat gar nicht weh getan!

Ich habe wirkliche schiere pure Angst davor, Leute, die an mich glauben und die ich respektiere, mit der ganzen NYC-Sache zu enttäuschen. Das ist ein riesiges Thema für mich, ich wünschte es wäre anders. Mit Vorschusslorbeeren schaff ich es fast immer, über mich selbst hinauszuwachsen und meine "Vorgesetzten" (in jeglichem Sinn) zu beeinrucken. Anschließen muss sich natürlich die Phase, in der ich selbständig zeige, that I live up to the expectations. Und dann knicke ich unter dem Druck ein; zumindest passiert dann das umgekehrte: Ich bringe viel schlechtere Leistung, als ich kann und als andere von mir gewohnt sind. Oder ist es vielleicht so: Dann zeigt sich der wahre kümmerliche Gehalt hinter der Fassade.

Puh, nicht hyperventilieren, irgendwie wird sich alles in Wohlgefallen auflösen.


Seit dieser Woche mache ich Studentenunterreicht, ein Block von 2 Wochen. Es macht mir wirklich Spaß und ist für mich selbst sehr aufschlussreich - scheint so, als ob ich unbemerkterweise doch einige Dinge in den letzten 16 Monaten gelernt habe. Eigentlich hab ich also jede Menge um die Ohren, aber was mache ich den ganzen Tag? Ich habe jemanden im Netz kennengelernt. Wobei "kennengelernt" fast schon viel zu viel gesagt ist. Jedenfalls können sich alle, die mich etwas kennen, denken, dass ich jetzt quasi konstant damit beschäftigt bin, über diese unglaublich beeindruckende, Sehnsucht weckende Person allesallesalles von Abiturzeugnis bis Zwischenstoppprotokolle herauszufinden.


So, 4 h (und 2 Gläser Navarra + 2 Gläser Port) später, denn mein Mitbewohner wurde gerade mit seinem Roller überfahren... hat eine Tossy I-Läsion, weil ihm jemand die Vorfahrt genommen hat, so dass ich wieder einen Abend in der chirurgischen Notaufnahme verbracht habe...:

Jedenfalls hat mich von den Details, die ich über ihn erfahren habe (und das sind einige im internet, er ist nämlich eine seeehr vernetzte Person) selten jemand so interessiert. Ich werde ja schnell obsessiv mit meinen Interessen, vor allem, wenn es sich dabei um beeindruckende Menschen handelt, daher ist es vermutlich eher schlecht für meinen Gemütszustand, dass ich so viele Anlaufpunkte über ihn im Netz habe. Heute hat er mir nicht geschrieben, und ich denke fast permanent darüber nach. Ich schäme mich dafür, aber andererseits habe ich noch nie jemanden einfach so angeschrieben, ohne ihn zu kennen, the stakes are high aber irgendwie auch überhaupt nicht, das verwirrt mich alles. Schwer, so eine Situation einschätzen zu können, aber vielleicht führt das auch dazu, dass man ganz wie man selbst handelt. Ich hoffe. Oder vielleicht wäre gerade das mein Verhängnis?

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