28.1.07

The Girl with the Golden Weekend

Ein freies Wochenende liegt hinter mir!

Als ich für mein PJ in den USA war, gab es für alle Ärzte und Studenten in einem Team pro Monat 4 Tage frei, von denen aber höchstens zwei am Stück genommen werden durften. Das war dann das sogenannte "Golden Weekend" as in "when are you taking your golden weekend off?". Ich weiß noch genau, wie krass ich das fand und wie es mich geärgert hat, dass man derartig nur lebt, um zu arbeiten, statt umgekehrt, und wie ich alle dort als komplett neurotisch abgeschrieben habe. Und jetzt habe ich meine Meinung geändert. Es macht mir momentan gar nichts aus, meine nahezu gesamte Zeit am Arbeitsplatz zu verbringen. Und hätte ich dieses Wochenende nicht frei gehabt (das erste Wochenende immerhin seit 15.12.), es hätte mich auch nicht besonders gestört. So konnte ich heute Volleyball spielen gehen, das war natürlich schon gut. Mir ist klar, dass man am Anfang noch Reserven hat, aber ich wundere mich trotzdem über so einige Dinge in diesem Zusammenhang:
1. Ich habe trotz ca. 80 Arbeitsstunden pro Woche in meiner eher spärlichen Freizeit mehr Energie für andere Dinge, als ich während eines halben Jahres slacken zwischen Examen und Arbeit je hatte. Zum Beispiel, wenn ich es schaffe, mal Sport zu machen, lauf ich beim Joggen weiter und springe beim Volleyball höher als vorher. Im Moment fühlt es sich tatsächlich so an, als wäre ich die letzten 27 Jahre nicht ausgelastet gewesen, oder zumindest fehlbelastet.
2. Ich habe im Gespräch mit anderen ständig das Gefühl, mich rechtfertigen zu müssen, dass ich Spaß daran habe, so viel zu arbeiten. Wie z.B. weiter oben "...mir ist klar, dass man am Anfang noch Reserven hat...". Das sage ich mit der Idee im Hinterjopf, dass sich irgendwann das Blatt wenden könnte, ich auf dem Zahnfleisch krieche, und dann manche Leute zufrieden grinsen und sagen "siehste, so ist es nämlich, und ich habs gewusst". Also versuch ich herunterzuspielen, dass ichs geil finde, so gefordert zu werden, an meine Grenzen zu gehen und jeden Tag Unmengen neues zu lernen. Aber warum ist das so?
Mein neues Lieblingswort (nachdem mein Wort des Jahres 2006 "Ambivalenz" war) ist "Unbeirrbarkeit". Ganz gut zu gebrauchen bei Dialogen wie diesem:
Oberarzt: "Und willst Du denn bei der Bauchchirurgie bleiben?"
Ich: "Plastische und Herzchirurgie finde ich auch interessant, aber Bäuche finde ich einfach besser"
OA: "Weil, das maskulinisiert ja schon häufig"
Ich "...??? Äh, ich bin da ganz zuversichtlich...???"

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