Was ist eigentlich ein Entmüdungsbecken?
Die Tage meiner Galgenfrist, bis der Ernst des Lebens mit 27 Jahren schließlich doch beginnt, fließen gemächlich dahin. Zwischen der Lust darauf, noch möglichst viele spaßbringende Dinge unterzubringen, die ich in absehbarer Zeit nicht oder nur unter größten organisatorischen und physischen Anstrengungen erwarte tun zu können (Snowboarden, Freunde im Ausland besuchen, Parties feiern!), und dem Pflichtegefühl, stattdessen doch besser die kurze Zeit für Unangenehm-nützlich-notwendiges zu verwenden (Versicherungen abschließen, Zimmer entrümpeln, für das amerikanische Examen lernen) bin ich hin- und hergerissen - das Resultat ist meistens, dass ich wie das Kaninchen vor den immer größer werdenden Autoscheinwerfern gelähmt erstarre und mich totstelle und ergo mit der übrigen Zeit gar nichts anfange.
Aber Themenwechsel: Ich musste mich heute bei meiner sonntagfrühnachmittäglichen Katerfrühstück-Mittagessenslektüre schon wieder so sehr ärgern, dass mir fast das Schnitzel im Halse stecken blieb: In der letzten Ausgabe der Zeit, die zum Leitthema "Frauen und Macht" hat (ein Umstand, den ich nicht weiter kommentieren möchte, als dass selbstverständlich keine schlauen Antworten zu finden sind, wenn dumme Fragen gestellt werden), habe ich zum ersten Mal von einem Kommentar Franz Josef Wagners in seiner Bild-Kolumne zur Parteivorsitz-Kandidatur von Andrea Nahles gegen Müntefering gehört, der mich echt aus den Socken gehauen hat, oder, wie mein Vater zu sagen pflegt: "Ich glaub mein Schwein pfeift!" - ich zitiere:
"In Wahrheit ist ein Freundinnen-Netzwerk, arglos geboren als Entmüdungsbecken weiblicher Emotion, die Folterwerkstatt für den Mann. Zuerst trugen die Quasselstrippen kleine Siege davon. Kindersorgerecht, Vaterrecht, Frauenquote. Jetzt stürzten sie Deutschland in die größte Krise. (...) Frau Nahles ist 35, unverheiratet, Literaturwissenschaftlerin. Stellen wir uns einen ahnungslosen Mann vor, der sich in Frau Nahles verliebt. Entweder wird er von ihren Schraubstockhänden erdrückt, totgequasselt von ihren Freundinnen – oder aber er macht ein Kätzchen aus ihr."
Logisch korrekter Schluss:
"Frau Nahles braucht einen Mann."
Um gleich mal eines klar zu stellen: Wann immer ich in letzter Zeit Interviews mit Andrea Nahles gehört oder gelesen habe, ging mir ihre selbstgefällige, als "Aufmüpfigkeit" zur Schau getragene Art gewaltig auf die Nerven. Aber darum soll es hier nicht gehen. Was diese Kolumne betrifft, so stellen sich mir zwei Fragen:
1. Wie weit verbreitet ist diese Meinung, der FJW mit seinem Gekritzel stellvertretend für weniger "eloquente" Idioten als er eine Stimme gibt?
2. Wie soll ich in solch einer Gesellschaft ein gutes Leben führen?
ad 1.: Die Bild-Zeitung ist die auflagenstärkste Tageszeitung Europas und erreicht jeden Tag 11.820.000 Leser. FJW ist schon seit Januar 2001 "Chefkolumnist" bei der Bild (von ihm stammt übrigens auch die van Almsick-Schlagzeile "Franzi van Speck - als Molch holt man kein Gold!" in der B.Z.). Eine Nischenmeinung scheint er also nicht gerade abzubilden, und auch meinem zugegebenermaßen manchmal durch persönliche Frustration pessimistisch gefärbten Empfinden nach ist diese Haltung, Frauen im Vergleich zu Männern Inkompetenz aufzustempeln unfassbar weit verbreitet - wenn auch selten so ostentativ und skrupellos geäußert. Das einzig konsequente Resultat aus Unfähigkeit wäre dann natürlich Machtlosigkeit und Unterwerfung, und wenn statt dessen ein Beispiel daherkommt, das diese Klischees als bloßes Wunschdenken Kastrationsgeängstigter entlarvt, wird scharf geschossen.
ad 2.:Ich wünsche mir eine Gesellschaft, die in der Lage ist, Geschlechterklischees als ebensolche zu erkennen, und danach strebt, diese weitgehend abzulegen. Ich glaube nicht, dass das bedeutet, reale Unterschiede zu verleugnen, wie der Frauenbewegung ja immer wieder vorgeworfen wird. Ich glaube einfach, dass interindividuelle Unterschiede immer entscheidender sind als große Schubladen, in die eine möglichst große Anzahl an Menschen reinpasst. Aus eigenen Ängsten nicht in der Lage zu sein, diese Individualität anzuerkennen, bedeutet, dem Menschen, meinem Gegenüber nicht gerecht zu werden. Für mich stellt diese Gerechtigkeit allerdings das ultimative Ziel im Umgang miteinander dar. Was hilft? Phrasen: Den eigenen Weg gehen, Sich nicht unterkriegen lassen; ständig daran arbeiten, nicht von den Klischees eingeholt zu werden. Die Bild Zeitung nicht lesen.

Aber Themenwechsel: Ich musste mich heute bei meiner sonntagfrühnachmittäglichen Katerfrühstück-Mittagessenslektüre schon wieder so sehr ärgern, dass mir fast das Schnitzel im Halse stecken blieb: In der letzten Ausgabe der Zeit, die zum Leitthema "Frauen und Macht" hat (ein Umstand, den ich nicht weiter kommentieren möchte, als dass selbstverständlich keine schlauen Antworten zu finden sind, wenn dumme Fragen gestellt werden), habe ich zum ersten Mal von einem Kommentar Franz Josef Wagners in seiner Bild-Kolumne zur Parteivorsitz-Kandidatur von Andrea Nahles gegen Müntefering gehört, der mich echt aus den Socken gehauen hat, oder, wie mein Vater zu sagen pflegt: "Ich glaub mein Schwein pfeift!" - ich zitiere:
"In Wahrheit ist ein Freundinnen-Netzwerk, arglos geboren als Entmüdungsbecken weiblicher Emotion, die Folterwerkstatt für den Mann. Zuerst trugen die Quasselstrippen kleine Siege davon. Kindersorgerecht, Vaterrecht, Frauenquote. Jetzt stürzten sie Deutschland in die größte Krise. (...) Frau Nahles ist 35, unverheiratet, Literaturwissenschaftlerin. Stellen wir uns einen ahnungslosen Mann vor, der sich in Frau Nahles verliebt. Entweder wird er von ihren Schraubstockhänden erdrückt, totgequasselt von ihren Freundinnen – oder aber er macht ein Kätzchen aus ihr."
Logisch korrekter Schluss:
"Frau Nahles braucht einen Mann."
Um gleich mal eines klar zu stellen: Wann immer ich in letzter Zeit Interviews mit Andrea Nahles gehört oder gelesen habe, ging mir ihre selbstgefällige, als "Aufmüpfigkeit" zur Schau getragene Art gewaltig auf die Nerven. Aber darum soll es hier nicht gehen. Was diese Kolumne betrifft, so stellen sich mir zwei Fragen:
1. Wie weit verbreitet ist diese Meinung, der FJW mit seinem Gekritzel stellvertretend für weniger "eloquente" Idioten als er eine Stimme gibt?
2. Wie soll ich in solch einer Gesellschaft ein gutes Leben führen?
ad 1.: Die Bild-Zeitung ist die auflagenstärkste Tageszeitung Europas und erreicht jeden Tag 11.820.000 Leser. FJW ist schon seit Januar 2001 "Chefkolumnist" bei der Bild (von ihm stammt übrigens auch die van Almsick-Schlagzeile "Franzi van Speck - als Molch holt man kein Gold!" in der B.Z.). Eine Nischenmeinung scheint er also nicht gerade abzubilden, und auch meinem zugegebenermaßen manchmal durch persönliche Frustration pessimistisch gefärbten Empfinden nach ist diese Haltung, Frauen im Vergleich zu Männern Inkompetenz aufzustempeln unfassbar weit verbreitet - wenn auch selten so ostentativ und skrupellos geäußert. Das einzig konsequente Resultat aus Unfähigkeit wäre dann natürlich Machtlosigkeit und Unterwerfung, und wenn statt dessen ein Beispiel daherkommt, das diese Klischees als bloßes Wunschdenken Kastrationsgeängstigter entlarvt, wird scharf geschossen.
ad 2.:Ich wünsche mir eine Gesellschaft, die in der Lage ist, Geschlechterklischees als ebensolche zu erkennen, und danach strebt, diese weitgehend abzulegen. Ich glaube nicht, dass das bedeutet, reale Unterschiede zu verleugnen, wie der Frauenbewegung ja immer wieder vorgeworfen wird. Ich glaube einfach, dass interindividuelle Unterschiede immer entscheidender sind als große Schubladen, in die eine möglichst große Anzahl an Menschen reinpasst. Aus eigenen Ängsten nicht in der Lage zu sein, diese Individualität anzuerkennen, bedeutet, dem Menschen, meinem Gegenüber nicht gerecht zu werden. Für mich stellt diese Gerechtigkeit allerdings das ultimative Ziel im Umgang miteinander dar. Was hilft? Phrasen: Den eigenen Weg gehen, Sich nicht unterkriegen lassen; ständig daran arbeiten, nicht von den Klischees eingeholt zu werden. Die Bild Zeitung nicht lesen.

Herzlichst,
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