Wahl der Qual
Vor einer Woche habe ich vier weitere Bewerbungen abgeschickt - und die Ausbeute bisher sind bereits zwei Bewerbungsgespräche! Das erste wird nächsten Montag sein, an der Klinik, an der ich auch studiert habe. Kleiner Downer: Jeder, der mit mir dort studiert hat, sagt dazu nur mit ungläubigem Staunen "Und da willst Du wirklich hin?!??!" Tjaaa, weiß nicht? Ich finde die Vorstellung erstens schon etwas verwirrend, in derselben Klinik, in der ich schon als Studentin ratlos und durchaus auch öfters teilnahmslos bis apathisch meine Zeit verbracht und sogar vor kurzem in meiner letzten Prüfung geschwitzt habe, auf einmal als Ärztin zu arbeiten. Was, ich muss hier bleiben bis alles alles alles an Arbeit getan ist?? In den Besprechungen muss ich damit rechnen, tatsächlich angesprochen zu werden??? Wer hat meinen Studentenbonus abgeknipst? Wann ist das passiert? Und warum steht auf meinem PJ-Kittel in derselben Schrift auf einmal Assistenzärztin??
Zweitens ist der Chef ein Schleifer und die Klinik ein Moloch, sagt man sich. Außerdem kennt man nach dem Studium natürlich auch genau die Leute, denen man besser aus dem Weg geht. Die gibt es zwar überall, aber meine Regenbogenland-Illusionen über fremde Kliniken "hier sind alle sooo nett" wären in den ersten Monaten hilfreich für den "ich bin nichts ich kann nichts ich muss sofort unter meine Bettdecke"-Blues. Glaub ich.
Das andere Bewerbungsgespräch ist in einer großen Stadt in der Nähe der polnischen Grenze (got it?), in der Klinik meiner zweiten Wahl dort. Ich weiß allerdings so gut wie nichts über dieses Haus, da ich niemanden kenne, der jemals dort gearbeitet oder studiert hat. Die Lage ist gut. Ansonsten? Es wird nicht transplantiert. Schade.
Peinlich an der ganzen Sache: Schon gestern hat mir die Sekretärin auf die Mailbox gesprochen, dass sie nächste oder übernächste Woche mir einen Termin anbieten könnte. Und heute nochmal! Ich wußte auch, dass mir jemand auf die mailbox geredet hatte - ich habe allerdings heute nacht erst das Band abgehört... Zu Hause hab ich kaum Handy-Empfang, habe daher öfter mailboxnachrichten, meistens eher von der Art "*rausch...klick*" oder "haaallooo, hmmm, ruf doch mal zurück" , aber das ist natürlich die Grundregel No. 1, wenn man sich bewirbt: Für den Fall, dass irgend jemand Interesse hat, sollte man wirklich besser erreichbar sein!
Ich glaube, hier haben wir es eher mit einer klassischen Fehlleistung zu tun. In Wirklichkeit überfordern mich die anstehenden Entscheidungen nämlich völlig. Mein erstes Gespräch vor zwei Wochen wäre rein fachlich für das, was ich speziell machen möchte, die erste Adresse. Aber auch deswegen, weil ich das so haben will. Ein Gespräch an der Adresse, die ich aus wackligen Gründen zuvor zur ersten Wahl erkoren habe, alle nett, alles klappt, da kann man schlecht das Gefühl haben, eine fatale weil falsche Entscheidung getroffen zu haben. Die berühmte Qual der Wahl fängt also langsam an.
Aber vielleicht hab ich mein Telefon auch einfach nicht beachtet, weil in meiner WG ein paar Freunde wieder eingezogen sind, wir die Nächte zum Tag gemacht haben und ich morgens nicht in allerbester Verafssung war...
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